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Auf zum Waschmittel sammeln!

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Ein Artikel von Lisa Pfleger

Update 01.10 2016: Wir haben neue Fotos eingefügt, um den Prozess noch klarer zu machen. Dieser Artikel erschien ursprünglich am 19. September 2011.

Wer wollte nicht immer schon Mal mit „Erbsen“-Wasser seine Wäsche waschen? Zumindest war es mein erster Gedanke als ich zum ersten mal klein gehämmerte Kastanienstückchen eingeweicht hatte und an dem milchigem Saft roch. Ich muss zugeben, dass ich mir auch nicht sicher war, ob das funktionieren könnte aber die in der Rosskastanie enthaltenen Saponine haben ihren Dienst geleistet!

 

Foto einer Rosskastanie, die von zwei Fingern gehalten wird

Das ganze kam so, dass ich nach einer Alternative zu indischen Waschnüssen gesucht hatte. (Ha! Alternative zu Waschmittel habt ihr sicher gedacht – wär ja langweilig :D) Eine regionale Pflanze war mein Wunsch.

Umweltprobleme in Indien

Ein kurzer Abstecher zum Waschnuss-Problem: An sich eine tolle Pflanze und ein Boom in der Bio-Szene. Super zum Wäsche waschen, kaum Verarbeitungsschritte, kompostierbar… Aber: Erstens müssen diese Nüsse um die halbe Welt tingeln, damit wir hier reinen Gewissens unsere Wäsche waschen können. Und zweitens, eigentlich viel schlimmer, in Indien steigen dank der großen Nachfrage hier, seither die Preise für Waschnüsse enorm. Somit mussten viele Menschen dort, auf die dadurch billigeren chemischen Waschmittel zurückgreifen. Ein Desaster in Regionen wo es keine Kläranlagen gibt!

Gesucht. Gefunden.

Eine Kinderbastelseite hat mich dann zu meinem Ergebnis gebracht. Wäsche waschen mit Rosskastanien. Es ist denkbar einfach! Kastanien sammeln, zerkleinern (meine Lieblingsvariante war die Kastanien in einen Sack zu geben und ordentlich drauf zu hämmern) mit Wasser aufgießen (z.B. in ein Schraubglas – samt Schale, man braucht sie nicht schälen!) und ein paar Stunden ziehen lassen. Das Ganze sollte dann einen milchigen Saft ergeben, den man absiebt und ins Waschmittelfach in die Waschmaschine kippt.

Hier also eine kleine Fotoanleitung (nicht weil sie nötig ist, aber nett ;P)

Foto von drei Kastanien, die in einer Handfläche liegen Foto von Kastanien, bevor diese mit einem Ziegel zermatscht werden Foto von Kastanien, die auf einem Ziegelstein zerkleinert werden Foto einer Katze, die beobachtet wie Kastanien zwischen zwei Ziegeln zerbröselt werden Foto von zerbröselten Kastanien Foto von Kastanienbröseln, die in einem Glas in Wasser schwimmen Foto zweier Hände, die ein geschlossenes Einmachglas mit Kastaniensud schütteln Foto von schäumendem Kastaniensud Und fertig :) Durch ein Sieb reinkippen...

Und wie machen wir hier das dann? Da hab ich so eine Idee! Sobald die Rosskastanien getrocknet sind, werde ich versuchen Sie zu vermahlen um dann ein Pulver zu bekommen (ich erhoffe mir dadurch ein Maximum an Saponinen aus ihnen heraus zu bekommen) mit dem ich dann genau so einen Sud ansetzen werde. Leider kann ich davon erst später berichten :) Übrigens, damit ich euch nicht verwirre: Ihr braucht die Kastanien nicht trocknen lassen! Wir machen das nur, damit wir sie besser schroten und mahlen können :)

Und was gibt es noch so als Alternative zu Waschmitteln?

Bei meinen damaligen Recherchen bin ich übrigens auch auf das Seifenkraut gestoßen. Man kann davon die ganze Pflanze verwenden. Allerdings schien es mir einfacher einmal im Jahr einen groooßen Sack Kastanien zu sammeln als Seifenkraut anzubauen und mühevoll die Wurzeln zu säubern etc… Zudem weiß ich nicht, ob das Kraut nicht die Wäsche färben könnte (ein „Tee“ aus Seifenkraut ist halt eine braun-grüne Brühe… wie Kräutertee halt :) Angebaut wird es hier bei uns am Hof aber trotzdem: Zum Haare waschen (mit besagtem Tee). Dazu aber ein ander Mal mehr.

Wissenswertes zur Rosskastanie

Interessant an der Rosskastanien sind übrigens auch die Blüten: Sie haben sehr viel Nektar, den die Bienen, Hummeln und andere bestäubende Insekten mögen. Witzig finde ich die eingebaute „Ampel„: die jungen sogenannten „Saftmale“ sind gelb und signalisieren den Insekten somit, dass es sich lohnt mal auf einen Snack vorbei zu schauen ;) Am zweiten und dritten Tag färbt sich das Saftmal dann rot. Gleichzeitig verändert sich der Duft und mit der Nektarproduktion war’s das dann auch.

Falls sich jemand von euch schon mal gefragt hat, warum Kastanien oft im Sommer schon braunes Laub haben: Da treibt die Kastanienminiermotte ihr Unwesen. Ihre Larven fressen sich in Gängen durch die Blätter, und die welken dann immer mehr. Man geht davon aus, dass es den Baum nicht schadet, allerdings gibt es auch keine langfristigen Studien. Mit natürlichen Feinden oder unschädlichen Pflanzenschutzmitteln konnte man ihr bisher nicht erfolgreich zu Leibe rücken.

Jetzt ihr!

Also probiert es aus! Jetzt ist die beste Zeit :) In den Städten bzw. Parks gibt es sie normalerweise in Massen (und werden von Autos zergatscht), aber auch auf Dorfplatzerln, wie bei uns, sollten sie zu finden sein :)

Bin gespannt auf eure Ergebnisse!
Ach ja und noch als Hinweis: Bitte nicht mit Vanish-Oxy-Giftaction vergleichen. Natürlich schafft die Kastanie nur eine Grundsauberkeit und bekämpft keine Fleckenzwerge… Und die Wäsche riecht auch mangels Duftstoffe nicht nach „frisch gewaschen“ ;) Allfälligen Flecken kann man ja noch zusätzlich mit Seife zu Leibe rücken. Wenn ihr einen angenehmen Duft in eurer Wäsche wollt, dann gebt ein paar Tropfen ätherisches Öl ins Waschmittelfach dazu!

Update:

Ein Tipp von Elke um Kastanien in großen Mengen zu zerkleinern: Sie hat sie einfach in eine Gartenhäcksler geworfen und feines Granulat rausbekommen, das sie nur noch trocknen musste. Danke für den Tipp!

Der Beitrag Auf zum Waschmittel sammeln! erschien zuerst auf NANU.


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